Renate Müller – Ihr Leben, ein Drahtseilakt

24,90  inkl. MwSt

Ein deutscher Filmstar, der keinen Juden lieben durfte

Biografie mit 150 Fotos auf 296 Seiten.

E-Book und Leseprobe bei reinlesen.de

Blogbeitrag von Elisabeth Lang in der Textwerkstatt Fürstenfeldbruck: „Wie eine weggeblasene Dauennefeder“

Verlag: Verlag Kern GmbH
Autor: Klöckner-Draga, Uwe

Beschreibung

Uwe Klöckner-Dragas Biografie des UFA-Stars Renate Müller zeichnet den schicksalhaften Lebensweg der couragierten Künstlerin in einer unterhaltsamen und zugleich spannend geschriebenen Story nach: von der behüteten Kindheit und Jugend in München und Danzig, über die Lehrjahre der Bühnenschauspielerin in Berlin, bis zu ihrem ersten internationalen Erfolg in „Die Privatsekretärin“ (1931) beschert der Autor dem Leser einen tiefen Einblick in das leider viel zu kurze Leben des großen deutschen Filmstars.

Die allseits geliebte und verehrte Renate Müller dreht zahlreiche Filme mit Leinwandgrößen wie u. a. Willy Fritsch, Paul Hörbiger, Grethe Weiser, Heinz Rühmann, Hans Moser und ist auf dem besten Weg zum großen internationalen Filmstar, bis ihr ihre große Liebe zu einem Juden zum Verhängnis wird. Die Nationalsozialisten verbieten ihr diese Liebe und treiben die junge Frau schließlich in die Verzweiflung. Der dramatische Tod der Schauspielerin schockiert die Welt und lässt bis heute viele Fragen offen.

Jahrelange intensive Recherchen des Autors, Interviews mit Renate Müllers Freunden und Bekannten, sowie rund 150 Original-Bilder zeichnen ein intimes Porträt der Künstlerin und engagierten Kosmopolitin, die bis heute unvergessen ist.

Leseprobe

„Ein deutscher Filmstar, der keinen Juden lieben durfte”

Nach Abschluss der Dreharbeiten reist Renate Müller gleich weiter nach Rom, um unter der Regie von Constantin J. David die deutsche Fassung des Rührstücks Liebeslied (ital. Titel: La canzone dell’amore) zu drehen. David hat in Zusammenarbeit mit Gennaro Righelli das Drehbuch, nach einer Novelle von Luigi Pirandello, geschrieben: „Maria Körner (R.M.) ist verliebt in den Studenten und angehenden Komponisten Heinrich Brandt. Als sie nach einer ausgelassenen Studentenfeier in ihre Wohnung zurück kommt, findet sie die Nachricht vor, dass ihre Mutter im Sterben liegt. Maria reist sofort ab, trifft die Mutter aber nicht mehr lebend an.

Sie ist bei der Geburt eines Kindes gestorben. Maria nimmt den Jungen zu sich, reist nach Rom zurück, wagt aber nicht, Heinrich die Situation zu erklären, weil sie ihn nicht mit dem Kind an sich binden will.

Um seine Karriere nicht zu gefährden, verschwindet Maria aus seinem Leben. Nach Not und Armut findet sie eine Arbeit bei einer Schallplattenfirma. Ein Jahr später treffen sich die Liebenden in dieser Firma wieder, als Heinrich ihr Liebeslied aufnehmen lassen will. Doch Heinrich ist nicht mehr alleine, an seiner Seite ist eine andere Frau. Erneut wendet sich Maria von ihm ab und geht, obwohl sie noch immer Gefühle für Heinrich hat. Am Schluss des Films findet sich natürlich alles zum Guten alle Missverständnisse werden ausgeräumt und dem Glück steht nichts mehr im Wege.“

Da es einer der ersten Versuche ist, nach einem italienischen Sujet einen Tonfilm in deutscher Sprache zu drehen gibt es während der Dreharbeiten Schwierigkeiten beim szenischen Aufbau. An der Seite von Renate Müller erleben wir Gustav Fröhlich in der Rolle des Heinrich Brandt. Fröhlich zählt seit Metropolis (Fritz Lang, 1925/26) zu den beliebtesten deutschen Filmstars. Er erinnert sich an die Filmarbeit: „Bei der großen italienischen Firma, die unter der künstlerischen Oberleitung des vor kurzem verstorbenen ausgezeichneten italienischen Fachmanns Pittaluga die alten Cines- Werkstätten neu belebte, drehte ich mit Renate Müller die deutsche Fassung von Liebeslied.

Der Film hat vor allem wegen der wundervollen italienischen Außenaufnahmen großen Beifall gefunden. Er wird immer dann erwähnt werden müssen, wenn von der Internationalität des lebenden Bildes gesprochen wird, weil es der erste deutschsprachige Tonfilm mit deutschen Schauspielern auf italienischem Filmgelände war. In meiner freien Zeit in Rom war ich als Kameramann tätig und habe mit all den Tricks, die ich den Photographen im Atelier abgesehen habe, einen wundervollen Film über die berühmten klassischen Stätten und die neuesten archäologischen Ausgrabungen festgehalten.“ Gleichzeitig wird auch eine französische und eine italienische Version – mit anderen Schauspielern – in den römischen Ateliers hergestellt. Der Film ist heute in Vergessenheit geraten und ist bisher nie wieder gezeigt worden. Aber Renates Lied aus diesem Streifen: „Schön ist die Welt, wenn Du mich liebst…”, kann man manchmal noch im Radio hören.

Am 12. August 1930 läuft Der Sohn der weißen Berge im UFA-Palast am Zoo an. „Bei diesem ersten Trenker Tonfilm muss die Frage, ob das große weiße Schweigen der Bergriesen sich überhaupt für eine tonliche Erfassung eignet, entschieden mit nein beantwortet werden.”, kommentiert der Kritiker der Berliner Morgenpost. In Der Film ist zu lesen: „Luis Trenkers sympathische Gestalt gibt dem Film seine Note.” Trenkers herbe Männlichkeit, sein scharf geschnittenes Gesicht, seine Schweigsamkeit stehen in so angenehmen Gegensatz zu den glatten Gesichtern schöner Jünglinge aus Hollywood. Seine Partnerin Renate Müller sieht reizend aus, spielt sehr sicher, aber hat eine unglückliche Rolle, die ihr wenig Möglichkeiten zur Entfaltung ließ.“ In Amerika läuft der Film aus Europa unter dem Titel: In the Alps. Der Korrespondent der New-Yorker-Times über Renate Müller: „The romance ist supplied by the passing fancy and sincere admiration entertained for the guide by a visiting Parisian, charmingly portrayed by Renate Müller.“ Wir schreiben das Jahr 1930.

Die Weltwirtschaftskrise ist da! Überall Bankkräche und Konkurse, Millionen von Arbeitslose. Radikale von Links und Rechts liefern sich Straßenschlachten, das Chaos der Weimarer Republik ist nicht mehr zu übersehen. Das Medium Film ist sehr beliebt und die Menschen strömen in die Kinos, um Not und Elend für kurze Zeit zu vergessen. Viele wollen wenigstens von einer glücklicheren Welt träumen dürfen, das Verlangen nach ablenkender Unterhaltung ist groß. Der Gegensatz zwischen Leinwand und Realität wird durch die Krise unterstrichen und die Filmfirmen sind sich bewusst, dass die Hauptaufgabe des Kinos darin besteht, eine Flucht aus der Wirklichkeit zu erleichtern. Filmstars werden immer mehr zu Leitbildern und Identifikationsfiguren, zu denen man aufblicken kann, die man verehren, ja vergöttern kann. Zu diesen Kultfiguren gehört auch die junge Renate Müller.

Die anstrengende Filmarbeit, der Stress, die innere Unruhe wird mit Morphium „geheilt“. Die Familie macht sich darüber große Sorgen und Renates Schwester Gabriele wird von den Eltern angewiesen, die Apotheken in der näheren Nachbarschaft zu informieren, damit sie Renate kein Morphium mehr geben bzw. verkaufen. Mit der Zeit hatte Renate allerlei Tricks angewandt, um an die Medikamente heranzukommen. Kaum dass Der Sohn der weißen Berge und Liebeslied abgedreht sind, verpflichtet sich Renate Müller ab Mai 1930 für den Emil-Jannings-Film der UFA: Liebling der Götter. Es ist Renates erster Streifen im Zeichen des Rombus, der als Gütezeichen zu werten ist, und ihr erster hundertprozentiger Tonfilm überhaupt. Regie führt Hanns Schwarz, der bereits seit 1925 für die UFA erfolgreich als Regisseur tätig ist: (…)

Zusätzliche Information

Autor

Auflage

1.

Erschienen

Dezember 2006

Seiten

296

Einbandart

Hardcover

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