Mira Far

Ich schreibe dieses Buch unter dem Namen Mira Far. Es ist meine Chance, das Schweigen zu brechen und dennoch in Deckung zu bleiben. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die mich so gut kennen, dass sie den Blick hinter das, was man sieht, wagen konnten und durften und vielleicht ist das einer der Motoren, dieses Buch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen zu wollen, meine Geschichte zu erzählen. „Mira“ ist für mich von mirror abgeleitet. Da, wo ich mich im Spiegel sehe, bin ich. „Far“, weit genug weg, nicht mehr zu gefährden, als ich zu verantworten meine. Mira Far, eine Frau Mitte vierzig, mit Töchtern gesegnet, einen liebevollen Mann zur Seite und in einem Beruf, der mich ausfüllt. Ich erzähle in diesem Buch all das, was man nicht sieht. Und doch hat es mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ich werde da draußen als herzlicher, humorvoller, einfühlsamer Mensch beschrieben. Und ich bin auch dieses von Herzen gern. Ich hätte mir nur oft gewünscht, den traurigen Teil nicht immer so verstecken zu müssen, nur weil das Entsetzen auf der anderen Seite dann so groß wurde und ich unmöglich noch die sein konnte, für die mein Gegenüber mich vorher gehalten hat.

Dieses Buch loszulassen heißt für mich Gesicht zu zeigen, mich nicht nur zu verstecken. Es möge vor allem all denen Respekt zollen, die nicht weniger kämpfen mussten und kämpfen, dem Leben mehr als nur standzuhalten. Es möge aber auch all denen, die sehen wollen einen Einblick gewähren in die Welt derer, die benutzt und erniedrigt worden sind und dennoch und erst recht wertgeschätzt, geliebt werden möchten, so schwer es ihnen auch fallen mag und so sehr sie auch hadern mit dem Mut und dem Risiko, zu vertrauen.

Ich habe immer nach machbaren Wegen gesucht, in erster Linie für die Menschen, für die ich mich verantwortlich fühle. Auch deshalb kann ich nicht unter meinem Namen schreiben. Mich trifft nach wie vor sehr, wie wenig Menschen voneinander wissen und wissen wollen, wie wenig Fragen, aufrichtiges Zuhören und Aushalten dessen, was ist, Raum finden. Ich bin ein von Herzen fröhlicher Mensch, ich lache für mein Leben gerne und liebe die Verrücktheiten des Alltags. Wieso geht nicht Beides? Wenn ich doch schon die Dunkelheit so gut kenne, dann möge das Licht und die Freude erst recht Platz haben. Licht und Freude sind da draußen immer willkommen und gerne gesehen. Nur in der Dunkelheit bleiben wir alleine zurück.

Ich möchte nicht verurteilt werden. Ich möchte in keiner Schublade landen. Ich möchte meinen Garten mit Hoffnung pflanzen dürfen, ohne immer verleugnen zu müssen, dass ich, auch wenn ich von Herzen für das Licht einstehe, die Dunkelheit leider so gut kenne.

Die Erzählung Mit Hoffnung meinen Garten pflanzen erscheint nun im Verlag Kern.

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