Beschreibung
Tiefe Liebe und eine unglaublich große Anziehungskraft veranlassen Juliane, alle Brücken in Deutschland abzubrechen, um ihrer scheinbar großen Liebe nach Sri Lanka zu folgen. Die Beziehung zu dem gutaussehenden Kathu entwickelt sich allerdings als schwierig und zieht die Protagonistin immer mehr in den Bann einer Illusion, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint. Mit ihrem kleinen Sohn zieht sie nach Indien, mietet dort ein Haus und wartet auf ihren Liebsten, der im Nachbarland derweil mit einer anderen Frau lebt. Sein Besuch in Indien und die traumhaft schöne Zeit, die sie dort mit ihm verbringen darf, bestärken sie in ihrem Glauben, nur in Sri Lanka glücklich werden zu können. Sie verlässt Indien, um für immer zu ihm nach Sri Lanka zu gehen. Der Schmerz sitzt tief, als sie dort erkennt, dass sie einer grausamen Lüge aufgesessen ist…
Diese wahre Geschichte geht ins Herz und vermittelt einmal mehr die bittere Erkenntnis, dass gegen Liebe kein Kraut gewachsen ist. Die Autorin schreibt in ihrem Debütroman so emotional und hingebungsvoll, dass man das Gefühl hat, selbst dabei gewesen zu sein.
Janine Nicolai lebt mit ihrem Sohn als Alleinerziehende in Bad Kreuznach, sie ist 42 Jahre alt, geschieden und arbeitet als Bürokauffrau.
Leseprobe aus „Das Glück schrieb die Rechnung”
Die nächsten sechs Tage brachte ich nichts Essbares herunter, dafür aber umso mehr Rotwein, ohne den ich mir wahrscheinlich auch noch die Nächte um die Ohren geschlagen hätte. Kathunaranga antwortete mir natürlich wutentbrannt, es sei alles nicht wahr, ja er habe hier eine Französin als Gast, aber die sei auch mit drei anderen Gästen aus Colombo zusammen und er koche für alle, sie sei eine Freundin, die ihm in der Zeit nach dem Tsunami sehr geholfen habe. Wie konnte ich ihm glauben? Es folgten SMS der übelsten Sorte. Beschimpfungen wie: Ich wolle nur nach Sri Lanka, weil es ein billiges Land zum Leben sei und er habe nur den einen Fehler, nämlich sich in eine ältere Ausländerin verliebt zu haben, die viele Geheimnisse habe, warum sonst hätte sie immer ein „Schweizer Messer“ in der Handtasche und ging abends mit anderen Touristen ein Bier trinken und so weiter. Teilweise las ich gar nicht, was er schrieb, es traf mich einfach zu hart. Dann änderte er seine Taktik: Er rief an und sagte, ich solle kommen, er liebe mich und wir könnten über alles reden. Aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass er es nicht ehrlich meinte. Hätte er sich wenigstens entschuldigt und eingestanden, dass er einen Fehler begangen hat und mich angelogen, dann hätte ich ihm wenigstens glauben können. So aber konnte ich mein Leben nicht mit ihm beginnen. Ich blieb dabei, nicht mehr nach Sri Lanka zu gehen. Mein Sohn war inzwischen wieder zurück von seinem Vater und musste sich nun leider auch mit der Wahrheit über Kathu abfinden, aber da er ihn ohnehin kaum kannte, war dies nicht so schwer wie für mich. Ich aber fühlte mich, als wenn ich auf ein Sprungbrett geklettert wäre und nun, oben angekommen, feststellen musste, dass im Schwimmbecken kein Wasser mehr war. Wieder runterklettern – und dann? Ich konnte und wollte nicht. In die alte Schule konnte Nils nicht zurück, das Haus war verkauft und ohnedies fast leer. Ich hatte keine Möbel mehr und keine Wohnung. Und ich wollte doch sowieso Deutschland den Rücken kehren, der Grund war ja nicht nur Kathunaranga gewesen, sondern es war ja nun schon lange mein Wunsch. Ich brauchte „Plan B“. Aber ich hatte keinen. Manchmal, abends beim Abendbrot sprach ich mit Nils von Indien, dem Essen dort, dem einfachen Leben ohne den ganzen Luxus und Konsum, der unkomplizierten Kleiderordnung, die aus Shorts und T-Shirt bestand, Flip Flops und sonst nichts, den Menschen, die, auch wenn sie kein Englisch konnten, doch wenigstens ein Lächeln hatten und ein „Hallo, wie geht‘s?” „Geht nicht, gibt‘s nicht“ und „was nicht passt, wird passend gemacht“ – so kam mir der Schweizer in den Sinn, diese Leitsprüche hatte er oft genug zum Besten gegeben in Sri Lanka. War da nicht was dran? Dachte ich nicht genauso? Warum also sollten wir nicht wieder nach Indien gehen? Dahin wo wir nun schon drei Monate gewesen waren? Die Mentalität, das Klima und die Lebensart waren ähnlich gelagert wie in Sri Lanka, schließlich war es ja das Nachbarland.