Beschreibung
Dieser Roman ist die tragische Geschichte einer Frau, die von einem Unglück in das andere stürzt:
Von dem Stress einer kaputten Ehe und dem nervenaufreibendem Job als Journalisten belastet, reist sie, um ein wenig abzuschalten, kurz entschlossen nach Tunesien. Dort trifft sie auf den Mann, der ihr ganzes Leben verändert. Der schöne Araber Amor sieht sie und weiß, sie wird seine Frau. Anfällig für schöne Worte unterliegt sie seinem Charme und verliebt sich in ihn. Ein Jahr später gibt sie ihre sichere Existenz in Deutschland auf, bringt ihre Ersparnisse nach Tunesien, baut dort ein wunderschönes Haus am Meer und heiratet ihre anscheinend große Liebe.
Doch Amor hat sie schändlich belogen und betrogen. Er hat sie nur wegen der deutschen Staatsangehörigkeit und anderer Vorteile, die er und seine Familie sich versprochen hatten, geheiratet. Aus purer Angst, zutiefst verletzt und gedemütigt muss sie schließlich ihr Traumhaus verlassen, und ein harter Kampf gegen einen riesigen arabischen Familienclan beginnt…
Der Autorin ist es gelungen, einen mitreißenden und spannenden Roman zu schreiben, der voller erschreckender Überraschungen steckt und sowohl stilistisch als auch strukturell gut ist. Der Leser kann die Emotionen der Protagonistin im verzweifelten Kampf um ihre Rechte in einem frauenfeindlichen Land sehr gut mitfühlen. Dieser Roman bietet eine außergewöhnlich anregende Unterhaltung.
Leseprobe aus „Sand in der Seele”
Das bizarre Puzzle, das hier in den letzten Jahren entstanden war, formierte sich langsam zu einem vollständigen Bild. Mir wurde immer deutlicher, dass Amor alles, ja alles so geplant hatte, um an ein schönes Haus, ein Auto und an die deutsche Staatsangehörigkeit zu kommen. Und jetzt wusste ich auch, dass seine Mutter nicht nur den Wunsch hatte, ihr über alles geliebter Sohn solle ein tunesisches Mädchen heiraten, sondern dass es reelle Pläne der gesamten Familie waren. Amor sollte eine Tunesierin heiraten, den Eltern die gewünschten Enkelkinder schenken und in Deutschland arbeiten, um die gesamte Familie zu ernähren. Und dazu brauchten sie nun auch mein Haus. Ich war überflüssig geworden. Nur leider hatte ich es zu früh gemerkt. Die deutsche Staatsangehörigkeit und damit die finanzielle Sicherheit fehlten noch.
In diesem Augenblick war ich Janni, Omar und vor allem Karim unendlich dankbar. Denn ohne ihren Zuspruch und ohne Karims Liebe hätte ich wahrscheinlich noch einige Zeit verstreichen lassen, ehe ich mich dazu durchgerungen hätte, einen Schluss-Strich unter diesen Alptraum zu ziehen.
Ich teile Omar auf dem Nachhauseweg meine Gedanken mit. Er ließ ein paar arabische Flüche los.
„Was gibt es nur für schlechte Menschen”, sagte er und fluchte abermals.
Die Anwältin hatte mir einen Brief vom Gericht mitgegeben, den ich um siebzehn Uhr bei der Polizei abgeben sollte. Omar wollte mich dorthin aus Sicherheitsgründen lieber nicht begleiten. Ich verstand es vollkommen und ging alleine. Man holte den Mann vom Telefonladen zum Übersetzen. In diesem Brief stand, dass die Polizei meine Papiere von der Familie holen sollte. Man holte meinen Schwiegervater, aber der behauptete, er wüsste nichts von Papieren. Auch meine Herren Schwäger wusste nichts von Papieren, und als ich nochmals die Schlüssel erwähnte, weil ich mich gerade an die letzte Nacht erinnerte, schworen mein Schwiegervater und seine drei Söhne bei Allah, dass sich weder die Papiere noch die Schlüssel in ihrem Besitz befänden.
Ich wusste, dass sie logen, und der Polizeichef wusste es auch. Er forderte meinen Schwiegervater auf, die Schlüssel und die Papiere bei Amor in Deutschland anzufordern und gab ihm eine Woche Zeit. Danach waren wir entlassen.
Ich fuhr nach hause, aß eine Kleinigkeit, duschte und schob dann einen Videofilm in den Recorder. Ich legte mich ins Bett und wollte einfach nur abschalten. Irgendwann hörte ich dann wieder Schritte über mir. Diesmal war ich mir sicher, das war keine Einbildung. Dort oben war wirklich jemand. Warum um alles in der Welt sollte dort oben in der unbewohnten Wohnung jemand herumlaufen? Die Möbel waren abgedeckt, der Strom abgeschaltet. Es konnte doch nur bedeuten, dass man mich psychisch fertig machen wollte. Eines war mir nun jedenfalls klar. Irgend jemand hatte die Schlüssel für mein Haus. Wohl zehn Minuten lang lauschte ich auf die Schritte; dann wieder das Klappen der Tür, die Schritte auf der Treppe und das Quietschen des Tores.
Nur nicht die Fassung verlieren, dachte ich. Was konnte mir schon passieren, wenn sie da oben herumtrampelten? Sollten sie doch. Ich versuchte, mich zu beruhigen. Warum gab es nur kein Telefon in diesem Haus, dann hätte ich die Polizei anrufen können.
Es gelang mir, mich zu beruhigen. Ich war sogar etwas eingeschlafen, denn als ich die Augen wieder aufschlug, sah ich im Dunkeln eine Gestalt auf meinem Bettrand sitzen. Zwei schwarze Augen sahen mich an. Habib! Ich schnellte hoch, doch noch ehe ich schreien konnte, hatte er das Moskitonetz auseinander gerissen, seine grobe Hand auf meinen Mund gepresst und mich mit der anderen Hand hochgerissen. Sein Griff schmerzte an meinem Oberarm. Er zerrte mich aus dem Bett ins Wohnzimmer. Am Küchentresen blieb er stehen und schlug meinen Kopf auf die Marmorplatte. Ein dumpfer Schmerz durchzuckte mich. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Seine Hand rutschte von meinem Mund, und ich fing an zu schreien. Sofort hielt er ihn mir wieder zu. Er zerrte mich um den Tresen herum, öffnete die obere Schublade und nahm das Brotmesser. Ich wehrte mich mit all meiner Kraft. Ab und zu gelang es mir, einen Schrei auszustoßen. Warum um Gottes Willen hörte mich denn niemand?
Habib schob mich ins Schlafzimmer zurück, warf mich auf das Bett, setzte das Messer an meine Kehle und schnitt dann das große Herren-T-Shirt, das ich nachts zu tragen pflegte, von oben bis unten auf.
Entblößt lag ich vor ihm, seine Hand war noch immer auf meinen Mund gepresst. Dann ließ er mich los und legte beide Hände auf meine Brüste.
„Du willst nicht mehr Amors Frau sein, dann kannst du mit jedem schlafen. Du hast auch schon mit anderen Männern geschlafen, wir wissen es.”
„Nein, das ist nicht wahr!” schrie ich. „Habib, bitte überlege, was du tust.”
„Du solltest überlegen, was du tust. Du warst bei der Polizei und hast Schlimmes für unsere Familie gemacht.”
„Ich habe doch versucht, vernünftig mit euch zu reden. Ich will doch nur mein Recht.”
„Du hast kein Recht. Noch bist du unsere Frau, du gehörst immer noch unserer Familie.”
„Ich gehöre überhaupt niemanden, ich bin ein freier Mensch.”
„Bei uns gibt es keine freien Frauen, schon gar nicht, wenn sie verheiratet sind.”
Er fasste jetzt in seine Hosentasche und holte etwas Weiches, Blutiges daraus hervor, das er mir ganz dicht vor das Gesicht hielt. Ich erkannte das abgeschnittene Ohr eines Kaninchens. Angst stieg in mir hoch, eine Angst die ich bisher nicht gekannte hatte. Ich spürte wie mein Puls raste, mein Herz klopfte bis zum Hals …